Veränderungen nach 2027 oder der schwarze Mittwoch der europäischen Landwirtschaft
Der symbolische Protestmarsch der europäischen Bauernverbände am 16. Juli 2025 in Brüssel markierte einen neuen Meilenstein im Kampf um die Zukunft der Landwirtschaft in Europa. Der Protest erfolgte als Reaktion auf die von der Europäischen Kommission vorgeschlagene Reform des mehrjährigen Finanzrahmens (MFR) und der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP), die nach Ansicht der Landwirte eine grundlegende Demontage der Gemeinsamen Agrarpolitik darstellt.
Der Vorschlag der Europäischen Kommission, die GAP in einen sogenannten "einzigen Fonds" zu integrieren, wird als Maßnahme zur Verwaltungsvereinfachung dargestellt. Die Landwirte sehen dies jedoch anders – als einen Schritt in Richtung Zerstörung der Gemeinsamen Agrarpolitik und Haushaltskürzungen, die Familienbetriebe, die das Rückgrat der europäischen Landwirtschaft bilden, besonders hart treffen werden.
Copa-Cogeca: „Diese – politische Inkohärenz“Copa-Cogeca, die Organisation der europäischen Landwirte und landwirtschaftlichen Genossenschaften, warnt seit Monaten vor den negativen Folgen einer Integration der GAP in den Gemeinsamen Fonds. Die Organisation ist der Ansicht, dass dieses Vorgehen im Widerspruch zu früheren Versprechen in Bezug auf Nachhaltigkeit, Wettbewerbsfähigkeit und die Stärkung des Binnenmarktes steht. Die aktuellen Umstände, darunter die Klimakrise, die geopolitische Instabilität und die immer strengeren Umweltauflagen, erfordern mehr und nicht weniger Stabilität und finanzielle Sicherheit für die Landwirtschaft.
„Zu einer Zeit, in der die Europäische Kommission ihre Offenheit für den Dialog und die Einbeziehung der bäuerlichen Gemeinschaften erklärt hat, weist der am 16. Juli vorgelegte Vorschlag in genau die entgegengesetzte Richtung. Die Positionen des Europäischen Parlaments und des Rates wurden ignoriert, Entscheidungen wurden hinter verschlossenen Türen getroffen und das Ergebnis ist ein zynischer und einseitiger Plan, den kein Bauernverband unterstützen kann, so Copa-Cogeca.Haushaltskürzungen – eine echte Gefahr für die Stabilität der Landwirtschaft
Nach dem von der Kommission vorgeschlagenen neuen MFR sind für die Landwirtschaft im Jahr 2028–2034 300 Milliarden Euro vorgesehen, verglichen mit 386,6 Milliarden Euro im vorherigen Haushalt für 2021–2027. Unter Berücksichtigung der Inflation entspricht dies einer realen Kürzung der Mittel
um 20–30%.Während die Kommission darauf besteht, dass die Unterstützung für die Landwirtschaft erhalten bleibt, befürchten die Landwirte, dass die Kürzung der Mittel und ihre Integration in den allgemeinen Fonds einen Verlust an Flexibilität, eine geringere Vorhersehbarkeit und einen höheren Verwaltungsaufwand bedeuten wird, insbesondere für kleine und Familienbetriebe in den Regionen.
Politisches Signal – Ignorieren, keine Prioritäten setzen
Copa-Cogeca sagt, dass das vorgeschlagene Modell ein klares Signal aussendet: die Landwirtschaft hat keine Priorität mehr. Dies ist besonders wichtig, wenn man bedenkt, dass den Landwirten während der Pandemie Respekt gezollt wurde und sie eine wichtige Rolle bei der Gewährleistung der Ernährungssicherheit in Europa spielen.
„Nach all dem Beifall während der Pandemie werden die Landwirte jetzt ins Abseits gedrängt – ignoriert, während sie weiterhin dafür verantwortlich sind, dass die europäische Bevölkerung sichere, qualitativ hochwertige und nachhaltige Lebensmittel erhält,– kommentiert die Organisation.
Die Zukunft der Landwirtschaft – in den Händen von Entscheidungen
Zu einem Zeitpunkt, an dem die Kommission eine umfassende Konsultation zum neuen mehrjährigen Finanzrahmen einleitet, fordert Copa-Cogeca mehr als nur Erklärungen. Die Organisation fordert das Europäische Parlament, insbesondere den Landwirtschaftsausschuss, und den Ministerrat auf, den aktuellen Vorschlag abzulehnen und darauf zu bestehen, dass die GAP ein eigenständiges, klares und verantwortungsvolles Politikinstrument bleibt.
Mehr als 6 000 Organisationen in ganz Europa haben bereits eine Petition zur Verteidigung der Zukunft der GAP unterzeichnet. Ihre Botschaft ist klar: Die europäische Agrarpolitik muss gestärkt, nicht geschwächt werden.
