Kommunikation im landwirtschaftlichen Betrieb: Wie viel Milch verlieren wir durch falsche Kommunikation?
Interview mit Dr. Donata Uchockienė, Beraterin für Milchviehbetriebe, UAB „Gameta LT“
Donata, viele Betriebe beklagen sich über schlechte Ergebnisse, sagen aber selten „ „ wir haben schlechte Kommunikation“. Ist das wirklich ein Problem in Milchviehbetrieben?
Ja, und es ist sehr verbreitet. Mangelnde Kommunikation ist nicht so offensichtlich wie schlechtes Futter oder eine kranke Kuh, aber die Folgen sind genauso real – verlorene Milch, verpasste Brunst, unsachgemäß gefüttertes Kalb. Die Betriebe wissen oft nicht, wie viel sie jeden Tag verlieren, einfach weil das Personal sich missverstanden hat, Informationen nicht weitergegeben hat oder einfach nicht nachgefragt hat.
Wie sieht das in der Praxis aus?
Ein Beispiel: Eine Kuh wurde gestern besamt, aber der Morgenarbeiter wurde nicht informiert, also beobachtet er dieselbe Kuh erneut, denkt, sie sei brünstig, und schickt sie zur zweiten Besamung. Oder eine lahmende Kuh wurde beobachtet, aber die Information wird nicht an den Tierarzt weitergeleitet – und eine Woche später haben wir eine schwer beschädigte Gliedmaße. So etwas kommt in den Betrieben ständig vor. Und das sind keine "Kleinigkeiten" – sie kosten Geld.
Warum passieren diese Dinge überhaupt?
Denn auf den meisten Bauernhöfen ist die Kommunikation planlos. Alles basiert auf mündlicher Übermittlung, die oft unvollständig und unzuverlässig ist oder gar nicht stattfindet. Es gibt keine festen Zeiten für die Übermittlung, weder morgens noch abends. Es gibt keine schriftlichen Tafeln, keine Journale, keine elektronischen Lösungen. Ich höre oft den Satz: "Wozu schreiben, wir sagen euch doch alles".
Aber wenn wir euch alles sagen, warum werden dann so viele Dinge nicht erledigt?
Wie könnte ein Landwirt in dieser Situation die interne Kommunikation verbessern?
Fangen Sie mit ganz einfachen Dingen an. Eine – führen Sie ein tägliches Arbeitsprotokoll ein, in dem jeder Mitarbeiter kurz notiert, was er beobachtet oder getan hat. Eine andere – treffen Sie sich mindestens 2–3 Mal pro Woche an der Tafel. Und was noch wichtiger ist – bestimmen Sie eine verantwortliche Person, die Informationen zwischen den Schichten weitergibt. Nicht jeder für jeden, aber eine klare Person, die alles zusammenfasst.
>Man könnte meinen, dass solche Treffen nur für sehr große Betriebe geeignet sind…
Und das ist ein Irrtum. Auf einem kleinen Betrieb ist jede Person noch wichtiger – jede vergessene Aufgabe hat dort eine noch größere Auswirkung. Selbst auf einem Familienbetrieb mit zwei Personen ist es sinnvoll, einen schriftlichen Plan oder eine Tafel mit Notizen zu haben. Denn wenn man alles im Kopf hat, wird immer noch etwas übersehen.
Welche konkreten Auswirkungen kann eine verbesserte Kommunikation haben?
Wenn Abläufe klar werden, gibt es weniger Stress, weniger Chaos und mehr Verantwortung. Das bedeutet, dass Kälber rechtzeitig gefüttert werden, die Brunst beobachtet wird, Lahmheiten geheilt werden und Ausfälle rechtzeitig gemeldet werden. Und das – schlägt sich direkt in Milch, Zeit und Geld nieder.
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