Algis Baravykas: Kastration ohne Schmerzen - mehr Diskussion als echte Alternativen

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Eine Anti-Kastrations-Aufführung in Vilnius. Die theatralische Darstellung von "Blutlachen" löste eine öffentliche Debatte über den Tierschutz und die Praktiken der Schweinehaltung aus. Wir sprechen mit Algis Baravikas, Direktor des litauischen Schweinezüchterverbandes, über die Situation in Litauen.

– Was denken Sie über die heutige Vorstellung?

Wir haben nicht viele Kommentare zu der Vorstellung. Was wir gesehen haben, ist ein theatralisches Spektakel, das nicht die Realität widerspiegelt. „Blutpfützen“ verraten nicht den wirklichen Ablauf – wenn Ferkel kastriert werden, bis sie 3 Tage alt sind, fließt das Blut praktisch nicht. Es ist ein schneller Eingriff, die Wunden heilen innerhalb von 2–3 Tagen und es gibt fast keine Komplikationen. Die Ferkel sind munter, spielen, ruhen sich aus und erholen sich schnell nach dem Eingriff.

– Wie sind die aktuellen gesetzlichen Bestimmungen zur Kastration in Litauen?

Die Kastration in Litauen wird in Übereinstimmung mit allen EU- und nationalen Rechtsvorschriften durchgeführt. Nach der EU-Verordnung muss eine Betäubung erfolgen, wenn das Ferkel älter als 7 Tage ist. Die litauischen Schweinehalter halten sich an diese Vorschrift. Die meisten Ferkel werden vor dem Alter von 3 Tagen kastriert, da die Prozedur noch nicht als obligatorische Schmerzlinderung geregelt ist.

– Warum wird die Kastration immer noch praktiziert? Gibt es Alternativen?

Männliche Ferkel werden kastriert, um den Ebergeruch im Fleisch zu vermeiden, wenn sie ausgewachsen sind. Kastrierte Ferkel – dies ist eine Marktnachfrage, da die Schlachthöfe keine unkastrierten Ferkel kaufen. Der durch Androstenon, Skatol oder Indol verursachte Geruch ist für den Menschen unangenehm. Manchmal ist er stark, manchmal kaum wahrnehmbar, aber die Verbraucher reagieren empfindlich auf ihn. Eine Alternative wäre die medizinische Kastration – die Immunimpfung. Die Landwirte verfügen über die Technik und das Know-how, aber diese Methode ist für die Verbraucher nicht akzeptabel und hat sich nicht durchgesetzt.

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– Würden Sie die Idee unterstützen, auf die Kastration ohne Betäubung zu verzichten?

Wir sollten über eine EU-weite Lösung sprechen, nicht über einzelne Aussagen oder Angriffe. Derzeit gibt es kein einheitliches EU-weites Protokoll für die Anästhesie oder Kastration. Tierärzte können verschiedene Betäubungsmethoden anwenden, aber jede hat ihre eigenen Nachteile in Bezug auf den Tierschutz, die Fleischqualität oder sogar die menschliche Gesundheit. Daher gibt es noch keine Lösung.

– Was halten Sie von den Aktionen öffentlicher Organisationen, wie der NGO "Empty Cages"?

Organisationen werfen wichtige Fragen auf, aber ihr Ansatz ist oft konfrontativ. Wir wünschen uns einen konstruktiven Dialog, bei dem die Entscheidungen auf wissenschaftlichen Erkenntnissen und gemeinsamen Grundsätzen beruhen. Die Frage der Kastration sollte von der EU als Ganzes angegangen werden, nicht von einzelnen Ländern oder einzelnen Betrieben. Was die von ihnen veröffentlichte Umfrage betrifft, aus der hervorgeht, dass 77 % der Verbraucher die Kastration mit Betäubung befürworten, können wir nicht überprüfen, ob es sich dabei um eine wirklich zuverlässige Studie handelt. Solche Zahlen können manipulativ sein.

– Gibt es Überlegungen, die Kastration in Litauen gänzlich abzuschaffen?

Einige Betriebe denken darüber nach, aber solange es keinen Konsens in der gesamten Lieferkette gibt - von den Erzeugern über die Verarbeiter bis hin zu den Verbrauchern - ist das ein schwieriger Weg. Aber wir beobachten, wie sich das in anderen Ländern entwickelt, und wir lernen daraus. Wir brauchen eine wissenschaftliche Grundlage, ein einheitliches EU-Konzept und eine partnerschaftliche Entscheidungsfindung statt Druck.

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